Zuversichtlich: Das Corona-Virus und seine Auswirkungen

von Marko Mähner22. April 2020

Die Meldungen in den Medien überschlagen sich. Da ist die Rede davon, dass Gold knapp wird, oder: „Es gibt kein Gold mehr!“ bzw. „Der Großteil der Edelmetallhändler haben ihre Läden geschlossen.“ Die Zeitschrift „Der Aktionär“ titelte am 25. März gar „Gold: Das ist Krieg“.

Ja, es stimmt, aktuell gibt es kaum noch Angebote auf dem Edelmetallmarkt. Und „JA“, die Nachfrage ist so hoch wie nie zuvor. Befreundete Händler bestätigen unsere eigenen Erfahrungen: Die Tagesumsätze waren in den letzten Wochen so hoch, wie sonst in einem ganzen Monat.

Doch besteht deswegen Grund zu Panikkäufen?

Um diese Frage seriös beantworten zu können, werfen wir mal einen Blick auf die Gründe und betrachten die Angebotsseite:

Zunächst sorgte das Corona-Virus dafür, dass die Raffinerien in der Schweiz geschlossen wurden. Dazu muss man wissen, auch wenn die Schweiz ziemlich klein ist – dort werden etwa zwei Drittel des weltweit geförderten Goldes verarbeitet!

Um die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus zu verlangsamen, wurden außerdem weitere Prägeanstalten in anderen Teilen der Erde geschlossen. Und eine, die (noch) nicht geschlossen wurde, die australische Perth Mint, nimmt keine Aufträge mehr an. Dort müssen erstmal die offenen Bestellungen der Vergangenheit abgearbeitet werden.
Ein weiterer Faktor auf der Angebotsseite ist die Stilllegung einiger Minen – ebenfalls wegen des Virus.

Und die Nachfrageseite, wie sieht es dort aus?
Bereits Ende letzten Jahres konnte man lange Schlangen vor den Filialen der Goldhändler beobachten. Die geplante Herabsetzung der Grenze für anonyme Goldkäufe fachte die Umsätze massiv an. Der Abverkauf begann.

Je deutlicher sich die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft abzeichneten, umso heftiger brachen die Aktienkurse ein. Und wie so häufig in solchen Ausnahmesituationen, gab auch der Goldpreis kräftig nach. Ein maßgeblicher Grund dafür dürften erneut die Spekulanten gewesen sein, die dringend Liquidität benötigten, um Margin-Calls zu bedienen (Nachschüsse im Terminhandel). Dieser scharfe Preisrückgang beim Gold löste dann eine echte Explosion der Nachfrage aus, denn ein Großteil der erfahrenen Edelmetallinvestoren handelt antizyklisch.

Neben dem Angebot- und der Nachfrage spielt diesmal auch die Logistik eine Rolle. Damit meine ich jedoch nicht die Ankündigung, dass zum Beispiel Prosegur keine Privatkunden mehr beliefert. Vielmehr geht es um die Transporte von Übersee. Edelmetalle werden häufig als Beiladung in Linienmaschinen transportiert. Doch genau diese bleiben aktuell aufgrund von Grenzschließungen oder wegen geringem Passagieraufkommen größtenteils am Boden. Somit wird es immer schwieriger ausreichende Transportkapazitäten zu finden.

Meine Einschätzung

Die Verknappung des Angebotes ist ausschließlich virusbedingt. Doch Corona wird ganz sicher wieder verschwinden! Egal ob durch Herdenimmunität oder weil ein Impfstoff gefunden wurde. Somit ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Angebotsseite wieder normalisiert.

Die Beurteilung der Nachfrage ist etwas schwieriger. Ich gehe aber davon aus, dass sie für längere Zeit deutlich über dem Durchschnitt liegen wird. Wer die Gründe dafür versteht, erkennt, neben dem persönlichen Schmerz, der vielleicht durch den Verlust von Freunden oder Angehörigen eintritt, die wahren Ausmaße dieser Katastrophe.

Die sofortigen Auswirkungen und was später auf uns zukommt

Aktienmärkte spiegeln die Erwartung der Zukunft wider. Der Dax ist seit dem 20. Februar innerhalb eines Monats um ca. 38 Prozent gefallen. Auch dazu verkündeten die Medien immer wieder Superlative: „Die höchsten Tagesverluste, die es jemals gab“, oder „An den Börsen haben wir seit dem 3. März gleich vier „schwarze“ Handelstage erlebt, mit Tagesverlusten der großen Indizes von bis zu 12 Prozent.“

Ja, der Einbruch war heftig, aber mit 38 Prozent ist er im Vergleich zu anderen Krisen relativ gering.

Zum Vergleich die Kurseinbrüche während anderer Krisen:

  • Lehman-Pleite 2008/2009: Minus 55 Prozent
  • Technologieblase Anfang 2000: Minus 73 Prozent
  • Die Mutter aller Krisen, die Depression von 1929: Minus 89 Prozent


Allerdings, der aktuelle Aktiencrash ist ja auch erst 6 Wochen alt. Die Lehman-Pleite sorgte für ein Kursrückgang, der sich über 14 Monate hinzog. Und die Crashs von 2000 beziehungsweise 1929 bescherten den Anlegern sogar jeweils drei Jahre fallender Kurse.

Im Gegensatz zu anderen Krisen ist diesmal zeitgleich die ganze Welt betroffen. Trotzdem halte ich es aber nicht für ausgeschlossen, dass sich die Aktienmärkte diesmal wesentlich schneller erholen, denn durch die massiven Hilfsprogramme, die weltweit aufgelegt werden, kommen unglaublich hohe Summen an frischem Kapital auf den Markt. Ein Teil davon will angelegt werden, doch wo? Mangels Alternativen dürfte ein Großteil in die Aktienmärkte fließen.

Hilfspakete als Brandbeschleuniger

Wegen der Corona-Krise werden überall riesige Hilfspakete geschnürt. Kostenübernahmen wie Kurzarbeitergeld sollen sicherstellen, dass Mitarbeiter nicht arbeitslos werden. Nicht nur in Amerika wird sogar laut über Helikoptergeld nachgedacht. Dieses Bürgergeld, wäre ein schöner Ersatz, um eventuell erlittenen Verdienstausfall auszugleichen und den Konsum anzukurbeln. Und Kredite werden dringend benötigt – auch von bislang gesunden Unternehmen.

Alle Maßnahmen mögen durchaus ihre Berechtigung haben – aber sie werden die bestehenden Probleme nicht lösen, sondern verstärken. In bislang beispiellosem Umfang wird der Markt mit frischem Geld überschwemmt.

Jetzt schon stellen die Kredite der Zombieunternehmen ein immenses Risiko in den Bilanzen der Banken dar. Das Überleben dieser Unternehmen, die in „normalen“ Zeiten schon längst vom Markt verschwunden wären, wird nun erneut künstlich verlängert und das Risiko der Banken nochmals vergrößert. Sollten die Zinsen auch nur geringfügig steigen, werden etliche Firmen unter der Zinslast zusammenbrechen. So kann aus einer temporären Gesundheitskrise ganz schnell eine Wirtschafts-, Banken- und sogar Währungskrise werden.

Steigende Zinsen – nur ein Schreckgespenst in ferner Zukunft?

Irrtum, die Renditen am Anleihenmarkt haben bereits gedreht. Noch Anfang März rentierten die 10-jährigen Schuldpapiere vieler Euroländer im Minus. Doch die Flucht aus allen Vermögensklassen ging auch am Anleihenmarkt nicht spurlos vorüber. Die Zinsen in den Euro-Randgebieten (Griechenland, Italien) ziehen an (Griechenland: 2,45 Prozent; Italien: 1,83 Prozent). Mit Japan, Niederlande, der Schweiz und Deutschland weisen aktuell nur noch vier Länder negative Renditen auf; Anfang März waren es noch neun Staaten.

Mein Fazit

Viele Unternehmen werden diese Krise nicht überleben und auch die Zahl der Privatinsolvenzen wird drastisch ansteigen. Aber die Corona-Pandemie wird irgendwann zu Ende gehen. Solch drastische Maßnahmen wie der Winterschlaf der Firmen in Italien oder Spanien werden sich selbst die wirtschaftlich starken Industrienationen nicht lange erlauben können. Nationale und internationale Hilfsprogramme erscheinen dem Einzelnen vielleicht zu bürokratisch und viel zu niedrig. In der Summe handelt es sich aber um einen bislang einzigartigen finanziellen Kraftakt. Die geplanten Maßnahmen werden zumindest die schlimmsten wirtschaftlichen Auswirkungen abmildern.

Krisen bedeuten nicht das Ende der Welt. Wir sollten sie aber als Warnung sehen. Das gesamte System ist sehr labil und kann in kürzester Zeit irreparable Schäden erleiden. Seien Sie kritisch gegenüber Aussagen wie die in einem angesehenen Anlegermagazin: „Anleger, die nicht bereit sind, den stark gestiegenen Aufpreis für physisches Gold zu zahlen oder die bei Händlern leer ausgingen, investieren besser in einem ETC wie Xetra- Gold.“

Am 24. März konnte man erahnen, was passiert, wenn die Menschen bemerken, dass es ein Unterschied ist, ob sie einen Lieferanspruch haben, der nur auf dem Papier existiert (selbst dann, wenn er theoretisch die physische Auslieferung verspricht), oder ob sie den Goldbarren tatsächlich in ihren Händen halten. Der Goldpreis auf dem Spot- und Future-Markt driftete bis zu 100 US-Dollar auseinander!

Noch ist Zeit, vorhandenes Vermögen vor den aufziehenden Gefahren zu schützen. Zeit für überlegtes und zielgerichtetes Handeln. Aber, diese Zeit sollte umgehend genutzt und auf keinen Fall tatenlos vertrödelt werden. Und, ganz falsch kann der Besitz von Gold nicht sein, denn immerhin hält die Deutsche Bundesbank 74 Prozent ihrer Reserven in Gold (Stand: 09.03.2020).

Mit wahren Werten, also Sachwerten, die allein durch ihr Vorhandensein wertvoll sind, lässt sich Kaufkraft auch durch schwerste Krisen retten. Ob Sie dazu Edelmetalle, Diamanten, Seltene Erden oder Technologiemetalle verwenden, hängt von Ihren eigenen Wünschen und Zielen ab.

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