Jenseits des Tresors: Das geheime Leben des Goldes

von Marko Mähner31. Mai 2017

Über alle Kulturen und Zivilisationen hinweg wurde das Edelmetall gesucht, erkämpft und geschätzt. Knappheit, Wertstabilität und Schönheit reichen an sich schon, um das Interesse konstant hoch zu halten. Dabei hat Gold noch einige weniger bekannte Eigenschaften in petto.

Den meisten Heiratswilligen ist zum Glück von vornherein klar, dass die anfängliche Romantik des Eheauftaktes nur schwer in die Routine der Jahre hinüber zu retten ist. Weniger bekannt ist jedoch, dass sich auch das Gold des Eherings klammheimlich am schwindenden Glamour beteiligt. Bereits im ersten Jahr verflüchtigen sich durch das Tragen immerhin 6 Milligramm.

Genügsam und belastbar

Sieht man von diesem  Fluchtversuch auf Raten ab, so glänzt Gold durch Beständigkeit und einen buchstäblich langen Geduldsfaden: Die Dehnbarkeit des Metalls, die so genannte Duktilität, ist enorm. Eine Feinunze reicht mit ihrem Fliegengewicht von nur 31,1 Gramm aus, um zu einem Faden von mehr als 105 Kilometern Länge gesponnen zu werden, mit dem sich z. B. die Entfernung zwischen Wuppertal und Dortmund besonders stilvoll überbrücken lässt. Mit diesem Wissen hätte sich die Grimm’sche Prinzessin den Erpressungsversuchen Rumpelstilzchens sicherlich wirksam widersetzen können. Aber auch in der flächigen Verwendung ist die Genügsamkeit des Goldes beachtlich. Es lässt sich bis auf die geringe Stärke von 0,001 mm auswalzen. Somit können schon lediglich zwei Kilo Blattgold eine Kirchenkuppel etwa in der Größe des Petersdoms vergolden.

Auch im Zeitalter der modernen Fördermethoden ist Gold immer noch nicht leicht aufzuspüren. Bisher wurde in der gesamten Geschichte der Beziehung zwischen Gold und Mensch weniger Gold gefunden, als Stahl in nur einer einzigen Stunde produziert werden kann. Als Element war es im „Auslieferungszustand“ unseres Planeten gar nicht enthalten. Zwar gab und gibt es auf allen Kontinenten Goldfunde in gleichmäßiger Qualität, diese wurden jedoch vermutlich in Gänze vor rund 200 Millionen Jahren durch Meteoriten auf der Erde hinterlassen. Die Bemühungen, den Ozeanen die dort vermuteten 20 Tonnen Gold zu entlocken oder aus alten Computern das Gold zu scheiden, sind demnach vielfältig.

Neben der Menschheit ist jedoch auch die Natur selbst auf den Geschmack von Gold gekommen und beteiligt sich an der Jagd. So kämpfen sich australische Eukalyptusbäume mit ihren bis zu 30 Meter langen Wurzeln bis in die Tiefe der goldhaltigen Schichten im Boden vor.  Spuren von Gold sind in den Stämmen, Ästen und Blättern der Bäume aufzufinden. Da die höchste Konzentration im Laub gemessen werden kann, wurde lange Zeit angenommen, dass die Goldspuren durch die Luft zu den Bäumen gelangen. Da dies jedoch nun zweifelsfrei widerlegt werden konnte, eröffnen sich neue Wege der Suche nach Goldbeständen, die deutlich schonender und günstiger sind als klassische Probebohrungen.

Organische Berührungsängste mit Gold kennt auch der Mensch nicht. In jedem menschlichen Organismus sind geringe Mengen von Gold, zumeist im Blut, vorhanden. Gold war auch eins der ersten Elemente, das, z. B. bei rheumatischen Erkrankungen, großflächig medizinisch eingesetzt wurde. Die Gold-Therapien sind wegen möglicher Unverträglichkeiten und zahlreicher neuerer Alternativen zwar etwas außer Mode gekommen, aber in ihrer Wirkung wenig umstritten. Eher ein Trend der letzten Jahre ist der unmittelbare Verzehr von Gold in kleinen Mengen: Besonders in der gehobenen Gastronomie ist Blattgold als die ultimative Veredelung kulinarischer Erlebnisse anzutreffen. Doch es geht auch bodenständiger: in der als wenig bescheiden bekannten, rheinischen Metropole Düsseldorf trumpfen zahlreiche Imbissbuden mit goldverzierter Currywurst auf.

Weight Watching in der Königsklasse

Apropos Gold und Essen: Wer nach einer besonders kreativen Methode sucht, um das persönliche Golddepot aufzufüllen, kann sich zunächst in Dubai niederlassen und anschließend so richtig schlemmen: Staatsoberhaupt Rashid al-Maktoum bemüht sich seit 2014 darum, dem steigenden Übergewicht seiner Untertanen mit einem staatlichen Programm einen Riegel vorzuschieben. Jedes nachweislich verlorene Kilo der registrierten Teilnehmer wird mit zwei Gramm Gold belohnt. So lässt sich durch das Luxusproblem allgemeiner Moppeligkeit der Wohlstand zusätzlich mehren.

Anreize aus Tradition und Moderne

Die kuriosen Eigenschaften, mit denen Gold zu verblüffen vermag, stellen für Anleger für sich genommen kaum einen Kaufanreiz dar. Sie zeigen aber, dass die vielfältigen Potenziale des Edelmetall-Klassikers noch lange nicht ausgeschöpft sind und das Gold viel mehr zu bieten hat. Die Chancen und Einsatzmöglichkeiten werden nicht zuletzt im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung genauestens erforscht und auch erschlossen. Wer auf die vordergründig „langweilige“ Anlage in Gold setzt, begleitet einen stillen, aber kapriziösen Star auch auf neue Wege und in eine aussichtsreiche Zukunft.

Aktuelles und Wissenswertes zu Edelmetallen und weiteren Investmentchancen

Melden Sie sich noch heute zu unserem Newsletter an und erhalten regelmäßig Aktuelles und Wissenswertes rund um die Themen Edel- und Technologiemetalle und Diamanten, Marktgeschehen und langfristige Investmentchancen – direkt in Ihr E-Mail Postfach.