Von der zweiten Liga in die Meisterklasse: Silber als Must-have unter den Industriemetallen

von Marko Mähner7. Dezember 2017

Lange Zeit galt Silber in der Wahrnehmung vieler Anleger als „Ersatz“ oder Ergänzung für Gold. Somit stellte sich für viele auch die Frage nach der besseren Wahl. Wer sich jedoch heute für Silber entscheidet, setzt auf einen potenzialstarken Allrounder mit einem ganz eigenen Profil.

Man kann vermuten, dass es David Francis, Gouverneur von Missouri, nicht klar war, was er anrichtete: Als Organisator der Olympische Spiele von 1904 in St. Louis führte er erstmalig die Logik der drei, nach ihrem Wert gestaffelten, Medaillen für die Gewinner der einzelnen Wettbewerbe ein. Spätestens mit dieser Aktion wurde Silber für sehr lange Zeit in der öffentlichen Meinung auf den ewigen zweiten Platz verwiesen. Als Werkstoff für Echtschmuck eher schlicht, konnte es allenfalls in der Rolle des Tafelsilbers einen Hauch von Luxus verbreiten.

Wettstreit um Anlegerzuneigung

Lange Zeit gaben auch Edelmetallinvestoren weltweit Gold klar den Vorzug. Dafür gab es auch durchaus Gründe: anders als Gold zeigte sich Silber nicht in allen Markt- und Finanzkrisen als zuverlässiger Retter in der Not, der das erschütterte Vertrauen mit Kursgewinnen beruhigt und so über Verluste bei Aktien und Anleihen hinweg tröstet. Und wer, wie als Motiv bei vielen Gold-Anlagen beobachtet werden kann, auch bei Silber in erster Linie auf die Story der endlichen Ressourcen und die spekulative Eigendynamik eines relativ liquiden Edelmetalls setzt, kann sich auf einige Kapriolen gefasst machen und braucht einigermaßen gute Nerven. Denn die Preissensitivität liegt etwa so hoch wie bei Gold. Die Wertentwicklung ist jedoch bei Gold, bezogen auf die letzten zehn Jahre betrachtet, etwa dreimal höher. Die Prognosen für den Silberpreis sind hingegen sportlich: für den Horizont der nächsten zwölf Monate schweben durchaus Erwartungen von einem Preisanstieg in der Größenordnung von 25 Prozent über den Köpfen mancher Analysten. Dies ist umso erstaunlicher, da Silber im laufenden Jahr 2017 seinen großen Kursanstieg vom Jahresbeginn fast komplett wieder eingebüßt hat. Im Zuge der Entwicklung neuer Technologien ist es Silber jedoch gelungen, völlig unabhängig von Gold, das Vertrauen von Anlegern zu verdienen.

Erfolgreicher Abnabelungsprozess

Unter Anlegern, die den Schwerpunkt auf liquide Edelmetalle setzen, hatte Silber schon immer Fans, die ihm den Vorzug vor Gold gaben. Aber erst in der jüngeren Vergangenheit ist in der breiteren Masse der Investoren die Bereitschaft gewachsen, Silber vor allem als Industriemetall wahrzunehmen. Hier gilt die Devise „besser spät als nie“. Silber ist ein wichtiger Werkstoff für zahlreiche Technologien. So weist es Eigenschaften auf, die es zum essentiellen Baustein der Medizintechnik machen. Es wirkt nachweislich antibakteriell und wird daher verwendet als Material für chirurgische Instrumente, „Ersatzteile“ wie Gelenke und ist gelöst auch in nahezu allen Augentropfen zu finden. Ein weiteres Merkmal ist die enorme Absorptions- und Reflexionsfähigkeit für Licht. Diese Eigenschaft hat zusammen mit einer sehr hohen Säurebeständigkeit dafür gesorgt, dass Silber in allen Computerprodukten inklusive der Smartphones und der Unterhaltungselektronik anzutreffen ist. Auch für Kameras und Spiegel ist Silber unverzichtbar. Ein besonderes Gewicht im Nutzung-Spektrum von Silber hat aber die Photovoltaik. Auch hier sind die Reflektorkraft und die hohe Leitfähigkeit entscheidend. Auch wenn Solarenergie in Deutschland im Moment etwas aus dem Blickfeld des Interesses verschwunden ist: der internationale Bedarf wächst. Seit Beginn dieses Jahrzehnts hat sich der Anteil, den die Solarzellenindustrie an der weltweiten Silbernachfrage nimmt, mehr als verfünffacht. Die benötigten Größenordnungen sind beträchtlich: für ein Gigawatt Leistung werden ca. 80 Tonnen Silber gebraucht.

Innovationstreiber Silber

Die schiere Unendlichkeit der Einsatzmöglichkeiten und die Vermutung, dass auch der technologische Fortschritt der zukünftigen Generationen nicht an Silber vorbei kommen wird, entscheiden somit über eine Neubewertung der Rollenprofile von Gold und Silber. Wer ein ausgewogenes Edelmetallportfolio möchte, ist im Zweifelsfall mit beiden Klassikern gut beraten. Wer sich jedoch als eher langfristig orientierten Rohstoffinvestor sieht, der auf einen essentiellen Basiswert für technologische Innovationen nicht verzichten will, kann den Schwerpunkt durchaus auf Silber setzen. Die relativ höheren Vorkommen im Vergleich zu Gold ändern daran nichts, denn bei einem die Fördermengen übersteigendem Bedarf der Industrie ist die Ausbeute des recycelten Silbers im Verhältnis viel zu gering.

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